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Die Zivilisation

Die Zivilisationsdecke ist sehr sehr dünn. Es hat sich weder ein Weltbürger durchgesetzt, noch können wir sagen, dass wir alle die gleiche Anschauung der Welt vornehmen. Die gemeinsame Sache und diejenigen die darüber bestimmen, sind alles Bürger oder polites. Sie bilden in ihrer Gesamtheit ihrer Entscheidung die Zivilisation erst heraus. Die Zivilisation endet, wenn nicht mehr alle daran beteiligt sind, die Zivilgesellschaft ist eine Bürgergesellschaft und wenn Eliten die Beteiligung aller Bürger hintertreiben, beenden sie auf lange Sicht die Zivilisation. Es zeigt sich, dass die Beteiligung aller immer dann am stärksten war, wenn die Barbarei gerade überwunden war. Die Durchlässigkeit der Selbstorganisation war am größten, wenn alle beteiligt waren. Doch dauert es keine zwanzig bis dreißig Jahre, dass sich das System mit Regeln immer mehr einschränkt und Stück für Stück wieder Eliten bildet. Die Bürgergesellschaft wird zerstört und es entwickeln sich auch Philosophien wie Sloterdijks Hirtenbild, die die Eliten entsprechend stützen. Es gibt aber keine wirklich Zivilisation, die die Menschenrechte und die Gleichheit aller Menschen ignoriert. Es ist nur eine Bourgeousie, die sich gerne als Bürger betrachtet und meint ein Bürgertum zu pflegen. In Wirklichkeit ist es eine Zwischenstufe zur Oligarchie und wenn die Machtkulminationen dann letztlich vollendet sind landen wir wieder in der Tyrannei. Das mag sich nach mancher Definition der Zivilisation, dann immer noch darunter geführt werden, ist es aber nicht. Ausgehend von dem Gedanken der französischen Revolution landete Frankreich dann bei Napoleon. Die Zivilisationsdecke ist eben sehr sehr dünn und wir schneller wieder kaputt gemacht als man sich umdrehen kann. Wahrscheinlich wäre heute das treffendere Wort Bürgergesellschaft, weil Worte eben mit der Zeit ihrer Bedeutung enthoben werden. So wie die Würde des Menschen ja auch Stück für Stück von den Eliten ausgehöhlt wird, weil es ihnen nicht passt, dass alle Bürger die gleichen Rechte haben sollen. Sie fürchten darum, dass ihre Kinder weniger Chancen haben, wenn alle gleiche Chancen erhalten, also muss die Macht gesichert werden. Dass die Zivilisation darüber zu Grunde gehen könnte, ist ihnen egal. Am Anfang will jeder in diesem Schutz mit dabei sein. Jetzt wo letztlich langsam der untere Mittelstand abgesägt wird und die Konzentration weiter geht, werden die Mitläufer merken, das letztlich immer nur wenige übrig bleiben. Regionen in denen es keine Arbeit mehr gibt und die in den vergangenen fünfzig Jahren dort ihre Bürgerlichkeit aufgebaut haben, stellen heute fest, dass das Jobcenter Jagd macht und ihre Immobilien nichts mehr wert sind. Doch sie müssen sie verkaufen, denn Hilfe erhalten sie nur noch als Bedarfsgemeinschaft in Sippenhaft und nur für angemessenen Wohnraum. Durch das Überangebot fallen die Preise natürlich noch weiter in den Keller. Die Eigentumsquote ist in Deutschland sowieso schon geringer als in anderen europäischen Nationen, aber sie wird sich noch weiter verschlechtern. Mit Bürgergesellschaft hat das nicht mehr viel zu tun. Es ist der Ausdruck dessen wie wir Stück für Stück die Zivilisation aufgeben und die Worte im Grundgesetz nichts mehr Wert sind, weil wir gar nicht uns danach ausstrecken. Der Mieter jubelt dann dem möglicherweise noch zu, weil er gleiche Rechte mit Gleichmacherei verwechselt. Das ist der Weg in die Barbarei.

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