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Friedliche Katalanen

Die spanische Zentralregierung in Madrid prügelt auf die Katalanen ein und Rajoy schafft sich mit dieser Politik keine Sympathien. Ich muss ehrlich gestehen, mir war die Unabhängigkeit Kataloniens mehr oder weniger egal. Es spielte für mich und mein Leben keine Rolle.

Der erste Oktober hat meine Meinung dahingehend geändert, weil ich die Katalanen an dem Tag für ihre Friedlichkeit bewunderte. Man sah an dem Tag auf verschiedensten Livevideos wie Polizisten prügelten und friedliche Katalanen sangen und die Hände erhoben. Es mutete ein wenig wie Stierkämpfe an, wobei die Polizisten die wütenden Stiere waren und die Katalanen die Toreros.

Und hier liegt auch das Problem, warum es mir seit dem Tag nicht mehr egal ist. Ich kenne aus meiner Kindheit noch Bombenanschläge in Südtirol. Mir sind die Bombenanschläge der IRA noch gut im Gedächtnis. Und viele dürften auch noch die Anschläge der ETA kennen. Vorausgegangen sind immer Konflikte mit der zentralistischen Staatsgewalt. Je mehr diese Zentralgewalt auf die Unabhängigkeitsbewegung einprügelte, desto größer wurde die Gefahr, dass sich Teile dieser Unabhängigkeitsbewegung radikalisieren.

Bei den Katalanen ist noch alles friedlich, aber ihre friedlichen Mittel werden von der spanischen Zentralregierung ignoriert. Die spanische Zentralregierung will nicht einmal verhandeln. Ja noch schlimmer mit dem §155 will sie das Gegenteil von Autonomie durchsetzen und die katalanische Regierung entmachten. Sollte Rajoy das tun, dann schafft er einen Unruheherd in Europa wie die britische Regierung das in Nordirland gemacht hat oder die italienische Regierung in Südtirol. Eigentlich sollte die spanische Regierung mit dem Baskenland bereits wissen, was dann passiert.

Es ist nicht auszuschließen, dass ein Enkel einer geprügelten Oma, in der Ohnmacht, da ja demokratische und friedliche Mittel nichts helfen, irgendwann dann doch zur Gewalt greift. Es braucht ja wie bei ETA nur eine klitzekleine radikale Minderheit sein, die sich dazu hinreißen lässt.

Ich kann auch nicht verstehen, warum die EU da so ruhig bleibt und nicht vermitteln will. Brauchen wir sowas wie Nordirland oder das Baskenland noch Mal? Wir sollten lernen in Europa friedlich miteinander umzugehen. Das was die spanische Zentralregierung da aufführt, ist das Gegenteil von friedlichen Umgang und Respekt vor den Menschen im eigenen Land. Wenn die Kampfhähne dort so weiter machen, werden wir alle verlieren und zum Schluss fließt Blut und es kostet noch unschuldige Menschenleben und das nur, weil Politiker nicht miteinander sprechen wollen. Selbst die deutsche Bundesregierung ist sich zu fein, dort vermittelnd einzugreifen.